Marvin Möller: “Ich habe immer gute Lösungen gefunden!”

Marvin Möller (photo: Florian Heer)

International Blog – Florian Heer

Für Marvin Möller waren die vergangenen Spielzeiten nicht immer leicht. Verletzungen und Krankheiten zwangen den 25-jährigen Deutschen immer wieder zum Pausieren. Nach drei gewonnen Titeln auf der ITF-World-Tennis-Tour in der vergangenen Saison ist Möller allerdings zurück in der Erfolgspur und möchte seinen Lauf fortsetzen.

Im März dieses Jahres erreichte Möller mit Position 296 der Weltrangliste eine neue Höchstplatzierung. Nach einem Finaleinzug im schwedischen Värnamo ist der Hamburger in dieser Woche in Katalonien beim ITF M25 World-Tennis-Tour Event in Vic am Start. An Nummer drei gesetzt ist Möller auch hier ins Viertelfinale eingezogen. Wir haben ihn dort zum Interview getroffen.

Tennis TourTalk: Marvin, du bist mit viel Rückenwind nach Vic gekommen. Wie sind die letzten Wochen insgesamt für dich gelaufen?

Marvin Möller: Ich habe in diesem Jahr fast ausschließlich Challenger gespielt. Jetzt war ich wieder bei einem Futures am Start und bin direkt ins Finale gekommen. Ich konnte einige gute Gegner aus den Top 300 geschlagen und habe im Finale gegen einen Spieler, der auf Position 250 steht, nur knapp verloren. Das war eine positive Woche.

Du musstest in dieser Saison leider auch wieder aussetzen. Kannst du kurz erklären warum?

Während der Vorbereitung hatte ich eine bakterielle Entzündung an der Hand und musste in die Notaufnahme mit dem Verdacht auf Blutvergiftung, was sich am Ende aber glücklicherweise nicht bestätigt hat. Im Februar hatte ich mir einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen, leider in einer Phase, wo ich gerade richtig gut gespielt habe und unter anderem beim Challenger in Nottingham auch gegen Filip Krajinovic gewonnen hatte. Es hat dann wieder zwei Monate gedauert, bis ich wieder Turniere spielen konnte.

Du bist zum ersten Mal im Club Tennis Vic. Welche Eindrücke hast du?

Ich hatte mir das Wetter in Spanien etwas besser vorgestellt. Leider hat es die ersten Tage ziemlich viel geregnet. Ansonsten sind die Bedingungen sehr gut. Man rutscht viel auf den Plätzen, woran ich mich erst wieder gewöhnen muss. Die Anlage an sich ist ein Traum. Das Essen ist gut. Es gibt viele Courts und wenn das Wetter mitspielt, kann man sich nicht beschweren.

Zusammen mit Nicola Kuhn seid ihr die einzigen beiden Deutschen im Teilnehmerfeld. Er hat bekanntermaßen eine enge Beziehung zu Spanien und wohnt auch hier. Welche Verbindungen hast du mit dem Land?

Tatsächlich habe ich mit Spanien relativ wenig Verbindungen. Wir hatten einmal eine lustige Klassenfahrt hierher und wir haben 2017 mit Deutschland das Junior Davis Cup Finale in Madrid gespielt. Das war ein besonderes Erlebnis, als wir bis ins Finale gekommen sind. Ansonsten habe ich in Spanien bisher eher wenig Turniere gespielt. Ich fühle mich allerdings immer wohl hier. Die Leute sind nett und man kommt hier immer gut klar.

Wohin ging die Klassenfahrt?

Die ging damals nach Cádiz und war eine sehr witzige Zeit.

Du musstest dich bereits in der Vergangenheit mit einigen Verletzungen herumschlagen und warst zwischenzeitlich knapp eineinhalb Jahre vom Turniergeschehen ausgeschlossen. Dann folgte auch noch die Covid-Pandemie. Sind das aus heutiger Sicht knapp drei verlorene Jahre für dich?

Das klingt vielleicht etwas hart. Ich konnte aus jeder Verletzungspause etwas Positives mitnehmen. Während meiner Handgelenksverletzung konnte ich viel im körperlichen Bereich arbeiten. Als ich unter dem Pfeifferschen Drüsenfieder litt, konnte ich mich auch weiterbilden. Mit Rückschlägen umzugehen, formt auch irgendwie den Charakter. Bezogen auf das Tennis ist natürlich viel Zeit ins Land gegangen, wenn man keine Möglichkeit hat Matches zu bestreiten. Dann kam das Covid-Break. Das zehrt auch an den Kräften. Man muss aber immer versuchen das Beste daraus zu machen und ich habe gelernt gut damit umzugehen. Wenn man es lediglich auf die Tenniszeit bezieht und man drei oder vier Jahre abziehen würde, wäre ich 22 und würde vielleicht auf Position 270 stehen. Das wäre eine super Ausgangsposition. Zudem wäre ich wahrscheinlich noch Teil eines Förderprogrammes und hätte mehr finanzielle Mittel zur Verfügung. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Auf das Tennis gesehen ist es schade, da es auch immer wieder Zeit benötigt, um auf sein Level vor den Pausen zurückzukommen. Persönlich habe ich in diesen Zeiten aber immer gute Lösungen gefunden.

Mit welchen Dingen hast du dich da beschäftigt?

Ich hatte mich zwischenzeitlich für ein BWL-Studium eingeschrieben. Dies erfordert allerdings sehr viel Eigendisziplin, die ich bereits für den Sport benötige. Ich habe mich dann persönlich weitergebildet, habe sehr viel gelesen. Ich bin besonders an der Geschichte des 20.Jahrhunderts interessiert.

Besichtigst du auch gerne die Städte, die du auf der Tour bereist?

Ich versuche inzwischen immer mehr etwas von der Kultur der anderen Länder mitzunehmen. Allerdings ist das auch sehr ambitioniert, da man auch an spielfreien Tagen trainiert und viel Zeit auf der Tennisanlage verbringt. Es geschieht daher leider etwas selten. Wenn es besondere Städte sind versuche ich mir aber auch die Zeit zu nehmen.

Hast du da bestimmte Zielgebiete im Auge?

Städte, die besonders geschichtsträchtig sind, interessieren mich am meisten. In Sarajevo habe ich beispielsweise die Stadt genauer erkundet. Überhaupt liegt mein Augenmerk eher auf Osteuropa.

Du hast die Förderung angesprochen. Wie sieht deine aktuelle Situation aus?

Ambitioniert (lacht). Ich bekomme weiterhin Unterstützung vom Hamburger Tennis-Verband, wo ich noch trainieren darf und die Kosten übernommen werden. Das ist eine enorm große Hilfe für mich und hat mich in den letzten Jahren auch weitergebracht. Einen Trainer auf die Tour mitzunehmen ist für mich leider aktuell nicht möglich. Das Reise- und Gehaltskosten kannst du selbst mit einem Turniersieg auf diesem Level nicht erbringen. Somit ist natürlich das Ziel möglichst schnell in die Top 250 zu kommen, um auch etwas mehr Geld zu verdienen.

Wie sieht dein Fahrplan für die nächsten Wochen aus?

Ich werde in Augsburg das Challenger spielen. Außerdem stehen noch Punktspiele beim Club an der Alster an.

Vielen Dank und viel Erfolg.