GM-Comites Open 2020 in Anif: Gelungenes Turnier-Comeback mit großen Ambitionen

GM-Comites Open 2020 in Anif

International Blog – Dietmar Kaspar

Nach erfolgreichem Re-Start der ITF World Tennis Tour vergangene Woche im steierischen Vogau wurde der österreichische Sandplatz-Swing im Bezirk Salzburg-Umgebung fortgesetzt. Auf der idyllisch im Flachgau gelegenen Anlage des GM-Sports Resorts wurden die mit $15,000 dotierten GM-Comites Open 2020 ausgetragen. Nach 14-jähriger Abstinenz von der internationalen Turnierbühne wurde in Anif erstmals wieder um Punkte für die ATP Weltrangliste gekämpft.

Obwohl der ursprünglich geplante Turniertermin in der ersten August-Woche aufgrund der corona-bedingten Auszeit des Pro Circuits hinfällig war, konnte sich Turnierveranstalter Gerald Mandl nach Verhandlungen mit der ITF kurzfristig einen neuen Austragungstermin sichern. Der ehemalige Profispieler, der es in seiner Karriere unter die besten 200 Spieler der Welt geschafft hatte und den Österreichischen Tennisverband mehrfach im Davis Cup repräsentierte, betreibt die Tennisanlage in Anif mit Tennisschule seit 16 Jahren und bietet ideale Voraussetzungen vom Breitensport bis zum Jungprofi-Bereich.

Fokus auf Hygiene-Maßnahmen aufgrund von Covid-19

Besonders im Vordergrund stand die Umsetzung der von der ITF vorgegebenen Hygiene-Standards, um für Spieler, Offizielle und Zuschauer einen bestmöglichen Schutz vor Covid-19 zu bieten. Neben Maßnahmen wie Fiebermessen beim Betreten der Anlage, getrennt abgesperrte Bereiche und separate Eingänge für Spieler und Zuschauer konnte das Team um Turnierdirektor Günter Schwarzl den auswärtigen Spielern durch das in der Anlage befindliche Hotel sogar eine kleine “Blase” anbieten. Eine 100-prozentige Umsetzung ist auf dieser Ebene natürlich nicht möglich, da lokale Spieler aus Österreich und dem nah angrenzenden Deutschland als Pendler nicht zu einem Aufenthalt im Spielerhotel gezwungen werden können.

Sportlich ausgewogenes Teilnehmerfeld

Aus sportlicher Sicht konnte das Turnier den bis zu 200 erlaubten Zuschauern ein sehr abwechslungsreiches Teilnehmerfeld bieten. Neben dem top-gesetzten Österreicher Lucas Miedler, der schon die Nummer 201 im ATP Ranking bekleidete und ansonsten überwiegend auf der ATP Challenger Tour unterwegs ist, und dem an zwei gesetzten Spanier Nikolas Sanchez Izquierdo folgten Sadio Doumbia aus Frankreich und Aufschlag-Weltrekordhalter Tobias Simon aus Deutschland auf den Positionen drei und vier der Setzliste.

Besonders gespannt durfte man auf das Auftreten von drei Teenagern sein, die auf dem ITF Junior Circuit für Furore gesorgt hatten. Neben der ehemaligen Nummer 1 Holger Vitus Nodskov Rune aus Dänemark, dem Roland Garros Junior Champion und Sieger des ITF Junior Masters in Chengdu von 2019, erhielten auch die aktuelle Nummer 6 Karlis Ozolins aus Lettland und die Nummer 29 Nicholas David Ionel aus Rumänien aufgrund ihres Junioren-Rankings einen Startplatz im Hauptfeld.

Von besonderem Interesse für die Zuschauer war natürlich das Abschneiden der österreichischen Spieler. Neben den Salzburger Lokalmatadoren Jakob Aichhorn, Bernd Kossler und ÖTV-Toptalent Lukas Neumayer vertraten auch Lenny Hampel, Filip Misolic, Alexander Erler und David Pichler die rot-weiß-roten Farben an der Seite des top-gesetzten Miedler.

Aus deutscher Sicht komplettierten Peter Heller, die ehemaligen College-Spieler Sebastian Fanselow und Lucas Gerch sowie Kai Lemstra das Aufgebot neben Tobias Simon.

Turnierfavorit Miedler ohne Satzverlust zum Titel

Von Beginn an konnte Lucas Miedler seiner Favoritenrolle als Nummer 1 des Turniers gerecht werden. Nach Erfolgen über Landsmann Bernd Kossler, Thiago Agustin Tirante aus Argentinien und Timofei Skatov aus Kasachstan machte der 24-jährige den Finaleinzug mit einem Sieg über den an Nummer 5 gesetzten Schweizer Davis Cup-Spieler Sandro Ehrat perfekt.

Im Finale traf Miedler auf den an Position 6 gesetzten Peter Heller. Die ehemalige Nummer 1 der 2019 eingeführten ITF-Rangliste setzte sich im Halbfinale in zwei klaren Sätzen gegen Nikolas Sanchez Izquierdo durch.

Mit neun servierten Assen und 79 Prozent gewonnener Punkte nach erstem Aufschlag konnte sich Miedler nach 97 Minuten den Finalsieg mit 6-1, 7-5 sichern. Der 291. im ATP Ranking durfte sich neben 10 Punkten für die Weltrangliste auch über 1.950 Euro Preisgeld freuen und feierte seinen neunten Titel auf der ITF World Tennis Tour.

Im Doppel konnte sich der unterlegene Peter Heller zusammen mit seinem Landsmann Fabian Fallert revanchieren und sicherte sich den Doppeltitel nach einem knappen Erfolg gegen das österreichische Duo Lucas Miedler/Neil Oberleitner mit 7-6, 5-7, 11-9.

Ich bin schon überrascht, dass es nach der langen Turnierpause so gut läuft, da ich normalerweise kein Spieler bin, der ohne Matchpraxis schnell zurückstartet. Auch in Vogau letzte Woche habe ich schon zwei sehr gute Matches gespielt und hatte nur im Viertelfinale etwas Probleme mit meinem Service, deshalb musste ich da eine etwas bittere Niederlage einstecken“, so Miedler zu seiner Form in den letzten beiden Wochen.

Befragt nach den Gründen für seine Teilnahme an den beiden ITF-Turnieren in Österreich antwortete der Tullner: „Zum einen sind die Turniere auf der ATP Challenger-Tour momentan sehr stark besetzt, deshalb wäre es mit meinem momentanen Ranking sehr unsicher gewesen, ob ich dort reinkomme. Der Hauptgrund für mich aber war, wenn es nach so einer langen Pause schon zwei solche Turniere hintereinander in Österreich gibt, muss ich nicht unbedingt ins Ausland reisen. Die Reisebeschränkungen können sich ja momentan auch täglich ändern. Im Ranking kann man zur Zeit  eh keine Punkte verlieren.

Miedler, der seit Februar ohne festen Coach auf der Tour unterwegs war, hat sich der Trainingsgruppe von Wolfgang Thiem angeschlossen, wo er auch von Rico Bellotti und Pascal Brunner betreut wird.

Upgrade zum ATP Challenger-Turnier als Ziel

Nach anfänglichem Traumwetter mit heißen Tagen zu Beginn des Turniers konnte das Programm trotz äußerst schlechter Vorhersage für das Final-Wochenende wie geplant durchgezogen werden. Nach flächendeckendem Starkregen in der Nacht vor dem Finale konnte das Turnier-Team mit vollstem Einsatz auch für das Endspiel einen spieltauglichen Court gewährleisten.

Mit dem bisher erreichten wollen sich die Turnierveranstalter in keinster Weise zufrieden geben. „Unser Ziel ist es, in der nächsten Saison ein Turnier für die ATP Challenger-Tour zu veranstalten. Die Verhandlungen mit den Sponsoren verliefen bisher sehr positiv. Hierfür gibt es natürlich noch viel zu tun und auch baulich muss dann auf der Anlage noch einiges verändert werden“, erklärte Gerald Mandl zu den künftigen Plänen.