Abenteuer Astana Open: Ein Selbstversuch

Astana Open

International Blog – Florian Heer

Abenteuer Astana. Schon immer wollte ich einen der „Stan-Staaten“ der ehemaligen Sowjetunion in Verbindung mit einem Tennisturnier besuchen. Eigentlich stand Usbekistan sehr lange ganz oben auf meiner Liste, jedoch fanden seit der Covid-Zwangspause keine Challenger-Events mehr im zentralasiatischen Staat statt. Viele Spieler erzählten in der Zwischenzeit von ihren Erfahrungen in Kasachstan, wo der dortige Tennisverband schon über Jahre hinweg gleich mehrere Profiturniere in einer Saison ausrichtet. Das Gehörte war überwiegend positiv. Anlass genug, um selbst einmal in die zentralasiatische Metropole einzutauchen.

Seit die Kazakhstan Tennis Federation (KTF) während der Pandemie 2020 die Chance ergriff eine Lizenz für ein Turnier auf der ATP-Tour zu erlangen, ist das neuntgrößte Land der Erde auch auf der großen Landkarte des internationalen Tenniswanderzirkus vertreten. Im vergangenen Jahr erfolgte dann sogar die kurzzeitige Aufwertung zu einem ATP-500-Event, wo mit Stefanos Tsitsipas, Daniil Medvedev, Carlos Alcaraz und Novak Djokovic ein großer Teil der Crème de la Crème des Herrentennis in Astana vertreten war. Der serbische Superstar konnte auch schließlich den Sieg verbuchen.

Astana – Die Hauptstadt in der Steppe

Die Metropole Astana, was übersetzt schlicht „Hauptstadt“ bedeutet, und in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach den Namen gewechselt hat, liegt fast im Zentrum der Saryarka, der kasachischen Steppe. Heiße Sommer und sehr kalte Winter prägen das Klima. Die Wege in der mit 1,3 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt des Landes nach Almaty können durchaus weit sein. Eine U-Bahn oder die geplante Magnetschwebebahn? Bisher Fehlanzeige. Fahrten mit dem Taxi bzw. ein Uber-Ride in teilweise abenteuerlichen Boliden US-amerikanischer oder asiatischer Herkunft sind jedoch eine äußerst preiswerte Möglichkeit sich fortzubewegen.

Im Jahr 2017 fand in Astana die Expo-Weltausstellung statt. Die Gebäude im Stadtzentrum erwecken den Eindruck einer westöstlichen Hauptstadt mit türkischen und einheimischen Einflüssen. Hinzu kommt eine Vielzahl von neuen Monumenten, allen voran der Bayterek-Turm, der heute als Wahrzeichen von Astana gilt, sowie viele Hochhäuser, die eine beeindruckende Skyline bilden. Die Stadt wirkt wie ein Schmelztiegel aus moderner Architektur, reicher Geschichte und kultureller Vielfalt.

Eine der beeindruckendsten Straßen ist der Prachtboulevard Nurzhol (leuchtender Weg), eingebettet durch das zeltförmige Khan Schatyr Einkaufszentrum im Westen und dem Präsidentenpalast im Osten. Ein Fleck Retortenstadt inmitten von Astana, welches sich außerhalb aber durchaus noch von seiner ursprünglichen Seite zeigt. Es heißt, Astana sei eine Stadt der Kontraste, die die Seele Kasachstans einfängt.

Österreicher begeistern beim Turnier – erleben die Stadt

Dass sich das Turnier heuer – wieder als ATP-250-Event geführt – zu einem österreichischen Tennis-Festival mit drei Vertretern aus der Alpenrepublik im Viertelfinale entwickeln sollte, war zu Beginn der Woche nicht absehbar.

Sebastian Ofner, der nach Kitzbühel 2017 bei den Astana Open sein zweites Semifinale auf der ATP-Tour erreichte, war von der zentralasiatischen Metropole durchaus angetan.

„Mir gefällt die Stadt sehr“, erklärte Ofner, der bereits bei einigen Challenger-Events in Kasachstan am Start war. „Es ist alles sehr sauber und wirkt sehr modern. Ich war bereits in einigen Restaurants zu Gast und alles in einwandfrei.“

Thiem nach Kälteschock beim Erstbesuch zurück in Astana

Dominic Thiem, der im Viertelfinale an Ofner scheiterte, war zum zweiten Mal in Kasachstan. „Ich war vor 10 Jahren als Sparringspartner beim Davis-Cup hier“, erinnerte sich Thiem, wohl auch aufgrund extremer Temperaturen damals. „Das Turnier hat im Januar stattgefunden und es hat Minus 30 Grad gehabt. Eine solche Kälte zu erleben war schon etwas Besonderes.“

Bei milderen Gegebenheiten Anfang Oktober 2023 – das Thermometer überstieg in dieser Woche regelmäßig die 15 Grad Marke – war der ehemalige US-Open Champion auch in der Stadt unterwegs. „Es hat sich seit meinem letzten Besuch einiges verändert. Es wurde viel gebaut. Leider bekommt man bei Indoor-Turnieren insgesamt weniger von draußen mit. Wir sind aber einige Male ausgegangen und insgesamt ist es eine coole Stadt“, lautete das Fazit des Niederösterreichers.